Monday, December 7, 2009

Der Sonne ganz nah :)

Ich entschuldige mich schonmal, dass dieser Artikel laenger wird, aber es ist auch viel passiert und viel erzaehlenswertes dabei :)


Am letzten Dienstag dann machte ich mich auf den Weg nach Cuenca. Nach sechs Stunden Bus war ich auch shcon da. Dort hatte ich mir vorher ein Bett bei einem Belgier ueber Couchsurfing klar gemacht. Schon nach kurzer Zeit trafen iwr uns im Park. Joeri macht gerade ein Praktikum in Cuenca und ist deshalb knapp ein halbes Jahr hier. Er wohnt in einem Hostal und darf eigentlich offiziell natuerlich Niemanden bei sich schlafen lassen. Das machte die ganze Sache ein wenig schwieriger, da wir uns nicht vom Hausbesitzer erwischen lassen durften :)


Wir gingen noch ein Bier trinken und Joeri erzaehlte mir von seinem Leben hier und das er knapp 9 Sprachen spricht. Am naechsten Tag mussten wir wieder frueh raus, da wir uns nicht erwischen lassen durften und Joeri auch arbeiten musste. Ich schlenderte den Vormittag durch die Stadt, die unheimlich schoen ist. Am Nachmittag suchte ich dann die lokale Kletterhalle auf. Leider war der Boulderbereich gesperrt. Ab ich konnte ein paar Routen mit den Jungs klettern, die vor Ort waren. Abends trafen wir uns mit ein paar Freunden von Joeri auf ein paar Bier in einer Bar.


Viel gab es nicht sonst zu tun in Cuenca und eigentlich wollte ich nach Cuenca weiter nach Peru fahren. Leider liess mich der Gedanke den Chimborazo auszulassen einfach nicht kalt. In der zweiten Nacht in Cuenca konnte ich einfach nicht gut schlafen deswegen. Also, rief ich am naechsten Tag meinen Kumpel Santiago in Riobamba an und fragte ihn, ob er nicht doch Lust haette den Chimborazo mit mir zu machen. Santiago ist einer der Kletterjungs, die ich in Riobamba getroffen hatte und mit denen ich nun schon viel Zeit verbracht hatte. Ueberraschenderweise sagte er, dass Vera, eine deutsche Kletterin, die in Riobamba wohnt auch auf den Chimborazo Lust haette und wir das am Wochenende machen koennten. Ausserdem sagte er mir, dass ein paar Jungs heute noch eine Tour auf den Carihuairazo (5020 m) machten und das perfekt waere zum Aklimatisieren. Super! Auf nach Riobamba! Ich setzte mich also sofort in den naechsten Bus und fuhr wieder zurueck nach Riobamba. Hier angekommen, lief ich in die Uni und traf meine Freunde da. Ich ging noch mit in einen Kurs von 19-21 Uhr und danach ging es mit Santiago, Paplo und Vera auf zum Carihuairazo. Der Carihuairazo ist der kleine Bruder vom Chimborazo. Er liegt eigentlich genau neben ihm. Wir hatten uns extra ein Auto gemietet und ich schlief sofort nach dem losfahren ein. Geweckt wurde ich von einem riesen Schlagloch, das mein Kopf gegen die Fensterscheibe schlagen liess. Wir waren bereits auf der schlechten Strasse im Park. Als ich hochschaute sah ich hell im Vollmondlicht den Chimborazo leuchten. Ein unglaublicher Anblick und das Ziel von Morgen im Auge.


Nach weiteren zehn Minuten waren wir dann um 24:00 Uhr am Ende der Strasse. Wir schlugen das Zelt auf und legten uns sofort in unsere Schlafsaecke. Um 4:00 war die Nacht auch schon zu Ende und es ging los. Nach knapp 2 Stunden standen wir am Anfang des Gletschers. Steigeisen angesogen und nach einer weiteren Stunde und wunderschoenen Kletterpassagen hatten wir den ersten Gipfel erreicht. Wir kletterten noch weitere zwei schoene Seillaengen auf die Gipfelnadel. Ein unglaublicher Anglick der Landschaft, des Chimborazos und mein zweiter 5000er :). Nach knapp 2 Stunden waren wir wieder am Auto und ein bisschen fertig von dem langen Abstieg.

Auf dem Weg zurueck mussten wir nochmal zwei Stunden warten, weil ein paar Indegenas ein Loch in die Strasse gebuddelt hatten und kein anderer Weg nach draussen fuehrte. Sie meinten Anfangs ernsthaft es wuerde nur 5 Minuten dauern :) Wieder in Riobamba, schuaten wir noch ein paar Kletterfilme bei Paplo und dann ging es schlafen. Am naechsten Morgen traf ich Fabian wieder :) Er war durch den Dschungel Kolumbians bis nach Peru gereist und kam mir nun durch Ecuador entgegen. Wir gingen zusammen mit einem Neu Seelaender was zu Mittag essen und ich schlug den beiden vor doch mit zum Chimborazo zu kommen. Natuerlich nicht zum Gipfel, weil sie nicht aklimatisiert waren, aber zumindest zur Huette auf 5000 Metern. Gesagt, getan. Um 18:30 Uhr trafen wir uns alle zum Losfahren. Danièl hatte ein Auto von seinen Eltern organisiert und um 19:00 waren alle da. Fabian, Matt, Vera, Danièl, Santiago, Paplo, Paplo, Alejandra und ich. Neun Leute in einem kleinen Pickup. Das hiess, drei auf der Ladeflaeche und zwei auf dem Beifahrersitzt :)


Um 21:00 waren wir am Parkplatz und los ging es 200 Hoehenmeter aufwaerts zum Whymper Refugio auf 5000 Metern. Wir erreichten die Huette alle gegen 22:00. Leider wollten wir schon um 23:00 los und so blieb keine Zeit mehr zu schlafen :) Es hatte sich halt wie immer alles hier verschoben und so mussten wir den Chimborazo machn ohne Schlaf. Puenktlich eine halbe Stunde spaeter als geplant ging es um 23:30 los. Nur sechs von uns brachen auf zum Gipfel. Wir bildeten zwei Seilschaften: Vera und die beiden Paplos und Santiago, Pedro (Er war alleine hingekommen) und ich. Der Chimborazo ist deutlich schwieriger als der Cotopaxi und so ging es zunaechst durch sehr felsiges Gelaender mit einigen schoenen Kletterstellen. Nach 2,5 Stunden waren wir endlich auf 5600 Metern am Gletscher. Immer noch 710 Hoehenmeter vor uns. Weiter ging es ueber Gletschereis, dass unheimnlich laut manchmal knackte. Unsere beiden Seilschaften hatten sich schon weit auseinander gezogen. Wie sich hinther rausstellte lag das daran, weil Vera einen kaelteschock erlitt und ein paar Mal umkippte. Mit uns waren noch zei andere Seilschaften aufgebrochen und meine Seilschaft hatte mittlerweile die vorderste eingholt.


Mir ging es trotz keinen Schlaf unheimlich gut. Es machte mir sogar Spass zu laufen. Ich denke das lag vor allem daran, dass ich die Tour mit Freunden machte und nicht mit irgendwelchen fremden Leuten. Es ist einfach ein so viel besseres Gefuehl sich die Berge selbst zu erarbeiten, als von einem Bergfuehrer "hochgezogen" zu werden. Vor allem, wenn der Berg nicht ueber seinem persoenlichen Limit liegt. Trotz allem hatte ich auf den letzten 400 Hoehenmetern ein ziemliches tief. Wahrscheinlich lag das daran, dass meinem Koerper zu diesem Zeitpunkt klar wurde, dass das mit dem Schlaf heute nichts mehr wird. Mir wurde auch sehr kalt und ich musste arg kaempfen. Nach einer kurzen Pasue lief es schon wieder besser und wir sahen den ersten Gipfel vor uns in der Sonne. Auf den letzten 200 Hoehenmetern musste ich mit den Freudentraenen kaempfen. Ich wusste, ich wuerde es schaffen. Und das, nachdem ich es schon fast haette sein lassen. Ich war schon auf dem Weg nach Peru. Und jetzt wuerde ich es mit meinen Freunden hier doch noch schaffen. Ganz alleine. Als wir ueber den Gipfel kamen und die Sonne mir ins Gesicht scheinte explodierte es in mir. Wir beglueckwuenschten uns, legten unsere Rucksaecke nieder und machten uns die letzten 80 Hoehenmeter auf zum Hauptgipfel. Nach einer weiteren halben Stunden standen wir oben. Um ca. 8 Uhr, glaube ich waren wir auf dem hoechsten Berg Ecuadors auf 6310 Metern. Der Chimborazo ist ausserdem wegen seiner Lage am Equator der Punkt der Erde, der am weitesten vom Erdmittelpunkt und damit am naechetn zur Sonne ist! Ich konnte es nicht glauben. In der Ferne sah man ganz deutlich den Cotopaxi auf dem ich exakt zwei Wochen vorher stand.


Fotos, Glueckwuensche, Essen und Trinken. Die Aussicht war unglaublich! Auf dem Weg auf einem Berg fragt man sich oft, warum um Himmels willen man das sich antut. Auf dem Gipfel wird es einem immer beantwortet. Es ist ein unglaubliches Gefuehl, dass man schwer in Worte fassen kann.

Wieder auf dem Nebengipfel kam auch die andere Seilschaft an. Vera war voellig am Ende, hatte aber unglaublich gekaempft und es geschafft! Wir beschlossen alle gemeinsam runter zu gehen. Das heisst die zweite Seilschaft schaffte es nicht mehr auf den Hauptgipfel. Nach 2 Stunden waren wir wieder am Ende des Gletschers. Es war unglaublich heiss und ich zog alle meine Jacken aus. Als ich jedoch wieder hochschaute waren wir in tiefen Nebel gehuellt. So schnell wechselt das Wetter hier! Durch den Nebel verloren wir den Weg aus den Augen. Nach einigen Kletterstellen, waren wir jedoch wieder auf dem Hauptweg. Da wir viel Zeit verloren hatten, entschlossen wir uns eine Abkuerzung zu nehmen. Diese Abkuerzung Endete zwar auch irgendwo unten, wir konnten aber wegen dem Nebel die Huette nicht finden. Voellig am Ende sassen wir alle bei einer Pause, als wir ploetzlich die schaemenhaften Umrisse eines anderen Menschen sahen :) Die Huette stand auch nur 50 Meter weiter. Endlich nach 2 Stunden suche waren wir nach Fuenfzehn Stunden laufen und keinem Schlaf wieder an unserem Ausgangspunkt. Ich war voellig am Ende. Meine Beine taten von dem langen Abstieg unglaublich weh.


Trotzdem ging es mit innerlich unglaublich gut :) Wieder zuruekc in Riobamba nahm ich mir mit Fab ein Hostal und Abends gingnen wir noch zu Paplo. Heute werde ich vermutlich auf an die Peruanische Grenze aufbrechen und morgen nach Peru fahren. Ich werde die Leute hier auf jeden Fall vermissen. Ich hatte eine super Zeit hier! Fabian wird auch heute weiter nach Baños fahren. Jetzt werden wir noch was essen vermutlich und dann unsere Sachen aus dem Hostal holen. Ich hoffe es hat sich gelohnt, bis hier hin zu lesen. Als ich das hier geschrieben habe, habe ich vieles nochmal so wiederempfunden. Ich bin unheimlich zufrieden und gluecklich und freue mich nun auf Peru :)

Habt euch alle wohl! Bergheil!

Phil

8 comments:

  1. Es lohnt sich immer, deine Abenteuer zu lesen:)
    Waahnsinn, was du da erlebst.
    Die Zeit kann dir niemand mehr nehmen.
    Am WE war Isabel hier, da habe ich mich sehr gefreut, wir hatten eine gute Zeit.

    Liebe Grüße

    Elke

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  2. Ich hoffe es geht dir gut, Elke. Freut mich das du immer meinen Blog liest :) Ich wuensch dir alles gute!
    Phil

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  3. No problem...und wenn du noch laenger schreibst....es ist fuer mich bereits so schon ein Abenteuer und ein tolles Gefuehl dabei, dich zu lesen und mir deine Erlebniswelt vorzustellen! Alles Gute weiterhin!! Mama

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  4. Hi Philippe,
    whow, ist das spannend, deinen Blog zu lesen und welche unglaublichen Abenteuer du erlebst. Ich hoffe, dass es diesmal klappt und wir nach deiner Tour noch so manches sehen und hören können.
    Gaaanz liebe Grüße und noch viel Spaß
    wünscht dir Brigitte

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  5. Wow, superinteressant, deinen blog zu lesen. echt spannend. viel glück und noch viele spannende abenteuer weiterhin. melde dich auch mal bei couchsurfing an! ich bin zwar ohne cs durch afrika gereist, aber sonst reise ich immer mit und kriege - trotz ländlicher umgebung - auch besuch aus aller welt.

    die hälfte der arbeit ist rum, ende nächster woche düse ich wieder ab richtung italien.

    liebe grüße noch

    jutta

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  6. bin schon bei Couchsurfing :)
    mein Name is Pillinho.

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  7. Hi Phil,
    es ist unglaublich spannend Deinen blog zu lesen!!
    Immer gut, wenn hier alles rund geht - dann zieh ich mich ans andere Ende der Welt zurück. Bin immer dabei und grüße Dich herzlich
    Petra P.

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  8. Hi Phil,
    wünsche dir weiter so viele interessante Tage in den Bergen. Da scheint dir die Kletterwand in Wicker demnächst keinen kick mehr zu geben... Grüße, Axel

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